Blitzlicht: Bankenanleihen im defensiven Portfolio

25. Apr. 2023

Steffen Ullmann

Senior Portfolio Manager Investment Grade

Die Kreditrisiko Aufschläge für Banktitel haben die historische Bandbreite nach oben verlassen. Bankenanleihen handeln heute im „Need to Repair“ Bereich, sie offerieren eine deutliche Risikoprämie gegenüber vergleichbaren Unternehmensanleihen. Wir sehen in der jüngsten Spread Ausweitungen bei Bankentiteln eine attraktive Gelegenheit, um über eine Beimischung von defensiven Senior Financials, den Ertrag im defensiven Portfolio zu erhöhen.

Bankenanleihen im defensiven Portfolio:Toxische Mischung oder einmalige Chance?

Dies ist aus meiner Sicht mittelfristig nicht nachhaltig und erfordert weitere Maßnahmen zur Stabilisierung, insbesondere für die aus unserer Sicht schwächer aufgestellten Institute. Gleichzeitig sind starke, diversifizierte Emittenten in gleichem Maße von der Ausweitung der Risikoprämien betroffen.“ meint Alexander Grun, Credit Analyst der HAGIM.

Höherrangige Anleihen von großen system-relevanten Banken bieten aktuell im kurzfristigen Bereich eine Mehrrendite von 70bps gegenüber Unternehmensanleihen mit gleicher Bonität (mind. Rating von A-).

Im historischen Kontext ist das eine selten dagewesene Situation. Wir sehen hier eine attraktive Einstiegsmöglichkeit, insbe-sondere unter Berücksichtigung der nach wie vor bestehenden Risiken für den Sektor.

Anleihen von Banken offerieren signifikanten Mehrertrag

Quelle: Bloomberg, Bloomberg Euro-Aggregate Financials (LEEFTREU), Bloomberg Euro AGG Corporate Ex. Financials (LECFTREU),
Stand: 21.04.2022

Anleihen sind derzeit die stabile Säule der Bankenfinanzierung

Bankenrisiken sind komplex und treten in Ihrer Wahrnehmung plötzlich auf. Eine Vertrauenskrise entzieht einer Bank die Finanzierungsgrundlage quasi über Nacht. Das größte Risiko ist immer die Finanzierungsseite der Bank. Vereinfacht haben Banken drei Bausteine zur Finanzierung ihres Geschäftes:

Eigenkapital (ca. 15% der Bilanzsumme) – wirklich mehr davon?
Der schnelle politische Ruf nach erhöhten Eigenkapitalunterlegungen ist auf emotionaler Ebene nachzuvollziehen. In der Realität lieferten Europäische Banken im vierten Quartal 2022 eine durchschnittliche magere Eigenkapitalrendite von 8%.1 Welcher rationale Investor wäre denn bereit, bei den nach wie vor vorhandenen systemischen Risiken zusätzliches Eigenkapital beizu-steuern, für einen Ertrag, der dann marginal über dem von risikofreien Staatsanleihen liegt?

Die Eigenkapitalunterlegung über weitere regulatorische Maßnahmen zu erhöhen (sie lag im vierten Quartal 2022 im Mittel bei 15,3%), ist aus unserer Sicht marktgerecht nicht möglich. Hierfür bedarf es einer deutlichen Reduzierung der Kosten in den Banken, um den Return on Equity und damit den Eigenkapitalpuffer zu verbessern. Dies wird kurzfristig unseres Erachtens eher nicht in allen Instituten umsetzbar sein.

  • Bleibt also nur die Abwicklung bzw. Verstaatlichung des Sektors? Für uns – zumindest kurzfristig – keine Option.

Einlagen (ca. 50-70% der Bilanzsumme) – diese müssen stabil bleiben:

Im ersten Schritt wird hier über die Einlagensicherung die wichtigste Finanzierungssäule einer Bank unterstützt.

Das ist im aktuellen Zinsumfeld nicht ausreichend, weil das Bankgeschäft defacto nicht fristenkongruent finanziert werden kann. Das heißt, im Normalfall stehen kurzfristigen Einlagen kurzfristige Kredite gegenüber. Langfristige Kredite werden mit langfristigen Spareinlagen finanziert. Wenn aber, wie aktuell, längerfristige Anlagen für Anleger weniger attraktiv sind und Banken auch für kurzfristige Einlagen keine marktgerechten Konditionen zahlen, dann schichten Anleger auf Alternativen um und parken ihr Erspartes in Geldmarktfonds, Apple Guthabenkonten oder kurzlaufenden Staatsanleihen. Damit wird den Instituten eine wichtige Finanzierungsgrundlage entzogen – das kommt einem Bank Run gleich.

Wir sehen, dass gerade seit Credit Suisse und SVB die Kreditinstitute ihre Konditionen noch einmal deutlich verbesserten und die März Zinserhöhung der EZB an die Kunden praktisch voll weitergegeben haben.

Der durchschnittliche Zinssatz auf 1 Jahr Laufzeit stieg auf 2,3%, ein Plus von 0,5% gegenüber dem Vormonat.

  • Wir erwarten, dass sich dieser Trend – vorausgesetzt die Profitabilität der Bank erlaubt dies – fortsetzt und damit ein notwendiger Beitrag zur Stabilisierung der Einlagen von den Banken selbst geleistet wird und das Risiko des Einlagenverlusts weiter reduziert wird.

Kredite/ langfristige Schuldverschreibungen (ca. 5% – 10%) – die aktuell einzig stabile marktgerechte Finanzierungs-Säule:

Für eine fristenkongruente Finanzierung der Bankbilanz sind Schuldverschreibungen unverzichtbar, da hiermit langfristiges Kapital zur Verfügung gestellt wird. Die Entscheidung der Schweizer Finanzaufsicht FINMA im Rahmen der Credit Suisse Krise zur Verlustbeteiligung der Nachrangigen Anleihegläubiger (AT1) noch vor den Eigenkapitalgebern hat zur – aus unserer Sicht – extremen Ausweitung von Risiko-aufschlägen für Banken beigetragen.

Bankanleihen handeln immer noch mit deutlichen Aufschlägen gegenüber den Spreads Ihrer Kunden (den Unternehmen). Das ist mittelfristig nicht tragbar. Durch die Klarstellung der Europäischen Regulierer (EBA, EZB), die Seniorität bei der Verlustbeteiligung zu berücksichtigen (d.h. Equity = first loss, Nachrang Gläubiger = second loss usw.) wurde die Position der Anleihe Investoren gestärkt. Die Risikoaufschläge sind wieder etwas zurückgekommen.

Gleichwohl sind wir uns der strukturellen und konjunkturellen Risiken im Europäischen Bankensektor bewusst und bevorzugen aus diesem Grunde ausschließlich höherrangige Instrumente von Emittenten mit hoher Bonität und Profitabilität in einem defensiven Portfolio.

  • Wir erwarten, dass sich diese Erholung für diese Institute mittelfristig fortsetzt und die Spreads wieder von vergleichbaren Unternehmensanleihen liegen werden.

Financial Spread Prämie relativ zu Investment Grade Corporates

Quelle: Bloomberg, Bloomberg EuroAgg Financials Total Return Index, LEEFTREU; Bloomberg EuroAgg Corporates Excl. Financials Total Retun Index, LECFTREU Stand: 21.04.2023

Vereinfachte Bankbilanz: Schuldenseite

Quelle: HAGIM, Stand: 21.04.2023

Eine defensive Strategie lohnt sich:

Ausschließlich Banken mit hoher Bonität und „Moving up the capital structure“. Bei der Einzeltitelauswahl selektieren und allokieren wir durch unsere Bottom up Analyse nach Profitabilität, Bonität, Liquidität und Kreditrisiko wie folgt:

  • Emittenten mit starker Bonität (Rating von A- und höher)
  • Allokation im höherrangigen Senior Bereich der Kapitalstruktur

Portfolio Allokation und Selektionskriterien für defensive Strategie

Quelle: HAGIM, Stand: 21.04.2023

Ertragsoptimierung bei gleicher Bonität/ Seniorität

Quelle: HAGIM, Stand: 21.04.2023

Fazit

Wir sehen in der jüngsten Spread Ausweitungen bei Bankentiteln eine attraktive Gelegenheit, um über eine Beimischung von defensiven Senior Financials, den Ertrag im defensiven Portfolio zu erhöhen.

Bildrechte: Canva

Chancen und Risiken für Anleger
CHANCEN:

  • Zusätzliche Ertragsgenerierung bei gleich beurteilten Risiken
  • Reduzierung des Zinsänderungsrisikos durch kürzere Laufzeiten
  • Erfolgreiches aktives, flexibles und situationsbezogenes Management kann Zusatzerträge liefern – auch in adversen Marktphasen
  • Diversifikationsbaustein im Gesamtportfolio

RISIKEN:

  • Kursverluste aufgrund von Renditeanstiegen und/ oder erhöhten Risikoaufschlägen
  • Anteilswert kann jederzeit unter den Kaufpreis fallen
  • Nicht antizipierte Ereignisrisiken ohne Absicherungsmöglichkeit können zu außerordentlichen Verlusten führen
  • Ratingmigration kann das durchschnittliche Portfolio Rating ändern
  • Bei der Anlage in Wertpapiere kann ein Totalverlust nie ausgeschlossen werden
Disclaimer
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Anlagen in Finanzinstrumente sind sowohl mit Chancen als auch mit Risiken verbunden. Der Umgang mit Interessenkonflikten in der HAGIM sowie die Best-Execution-Policy sind unter www.ha-gim.com/rechtliche-hinweise im Internet veröffentlicht. Die enthaltenen Informationen richten sich nur an Professionelle Kunden bzw. Geeignete Gegenparteien. Dieses Informationsdokument richtet sich weder an US-Bürger noch an Personen mit ständigem Wohnsitz in den USA, noch an juristische Personen mit Sitz in den USA, noch darf es in den USA verbreitet werden.
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Um auf Unternehmensebene unseren Beitrag an eine nachhaltige Zukunft zu liefern, arbeiten wir seit 2022 mit ClimatePartner zusammen. ClimatePartner unterstützt uns, unseren Carbon Footprint zu berechnen und anschließend Klimaschutzprojekte zur Kompensation der CO2-Emissionen zu finden. Wir identifizieren aktiv unsere wesentlichen CO2-Quellen und treiben deren Reduzierung voran. Für den Betrieb der HAGIM werden weiterhin konkrete Maßnahmen umgesetzt, die einen kohlenstoffarmen Betrieb ermöglichen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Auf Investment-Ebene stehen die Bedürfnisse und das Verständnis unserer Kunden von ESG im Vordergrund. Wir sehen uns als Enabler und Berater haben helfen Ihnen gerne Ihre Vorstellungen in einem Portfolio umzusetzen.

Die Vergütung der Mitarbeiter/innen ist ein Instrument der Geschäftspolitik und wird grundsätzlich von der Geschäftsführung bestimmt. Die Geschäftsführung ist damit für die angemessene Ausgestaltung und Umsetzung des Vergütungssystems sowie für die Vermeidung vergütungsbezogener Risiken verantwortlich. Die Grundsätze der Vergütungspolitik sind dem Aufsichtsrat mindestens einmal jährlich ausführlich zu erläutern. Die Vergütungspolitik gilt auch für die Geschäftsführung der HAGIM. Die Vergütung der Geschäftsführer bestimmt der Aufsichtsrat der Gesellschaft.

Die Vergütungspolitik steht im Einklang mit der Geschäfts- und Risikostrategie, den Zielen und Interessen der Gesellschaft und umfasst Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten. Die Vergütungsrichtlinien der HAGIM sind in Abstimmung mit der Personalabteilung und Compliance ausgestaltet worden und sind darauf ausgerichtet, dass Kundeninteressen durch die Vergütung relevanter Personen kurz-, mittel- oder langfristig nicht beeinträchtigt werden.

Nachhaltigkeitsrisiken sind definiert als Ereignisse oder Bedingungen in den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung, deren Eintreten tatsächlich oder potenziell wesentliche negative Auswirkungen auf den Wert der Investition haben können. Da sich die Vergütung der Portfoliomanager unter anderem an der Wertentwicklung der verwalteten Vermögen, somit also am Wert der Investitionen orientiert, ist ein jederzeitiger Gleichlauf von Kunden- und Mitarbeiterinteressen gewährleistet.

Die HAGIM berücksichtigt PAIs auf Unternehmensebene nicht.

Die Produkte, die von der HAGIM gemanagt und/ oder vertrieben werden und die PAIs berücksichtigen, spielen im Gesamtvolumen der HAGIM eine bisher sehr untergeordnete Rolle, da PAIs bei der deutlichen Mehrzahl an Produkten nicht berücksichtigt werden. Inwieweit künftig eine Berücksichtigung auf Produktebene erfolgen wird, hängt in erster Linie vom Bedarf unserer Investoren ab.

Im Umgang mit Artikel 4 SFDR verfolgt die HAGIM einen Proportionalitätsansatz. Die HAGIM plant PAIs auch auf Unternehmensebene zu berücksichtigen, wenn die Produkte, die PAIs berücksichtigen einen nicht unwesentlichen Teil des Gesamtvolumens ausmachen. Dieser Anteil wurde auf 10% festgelegt. Sobald die HAGIM PAIs auf Unternehmensebene berücksichtigt, wird das in einem Umfang geschehen, den die Datenlage zu diesem Zeitpunkt ermöglicht. Die Datenlage ist u.a. von angrenzenden regulatorischen oder freiwilligen Offenlegungsverpflichtungen für die investierbaren Unternehmen abhängig.

Weiterhin verfolgt die HAGIM sehr genau die regulatorischen Entwicklungen sowie die Entwicklungen am Markt und wird Anpassungen in den Vorgaben oder am Markt berücksichtigen.

Nachhaltigkeitsrisiken im Sinne der Verordnung (EU) 2019 / 2088 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor sind Ereignisse oder Bedingungen in den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung, deren Eintreten tatsächlich oder potenziell wesentliche negative Auswirkungen auf den Wert der Investition haben können. Diese Effekte können sich auf die Vermögens-, Finanz-, und Ertragslage des verwalteten Vermögens auswirken.

Nachhaltigkeitsrisiken fließen als qualitative Bewertung im Rahmen der generellen Analysetätigkeit durch die Entscheidungsträger des Portfolios ein. Im Investmentprozess werden sie innerhalb der fundamentalen Analyse neben anderen Risikofaktoren analysiert, qualitativ bewertet und in die Investitionsentscheidung einbezogen.

Es findet eine Betrachtung gemäß der einzelnen Dimensionen Ökologisches, Soziales und Governance statt („ESG“). Je nach verfügbarer Datenlage können in die Betrachtung Inhalte der nicht-finanziellen Berichterstattung, Bewertungen von ESG-Datenanbietern oder Adverse Media Checks einfließen. Die Betrachtung unterliegt dem Proportionalitätsprinzip und die Beurteilung der Wesentlichkeit liegt beim Entscheidungsträger des Portfolios.

Die Entwicklungen auf europäischer und nationaler Ebene in Bezug auf Nachhaltigkeitsrisiken und die damit einhergehenden Vorgaben für die Finanzindustrie werden laufend beobachtet. Es kann aufgrund von Änderungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie der Verbesserung der Datenlage und den zur Verfügung stehenden Methoden zu Anpassungen bei dieser Strategie kommen.