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Brasilianische Unternehmensanleihen profitieren nicht vom starken Jahr der Emerging Markets. Die jüngste Schwäche spiegelt ein Ereignis wider, das in einem Markt das Gleichgewicht kippte, in dem die Makrobedingungen bereits seit längerem auf Unternehmensanleihen lasteten. Die Volatilität in dieser Phase offenbarte mehrere interessante Beobachtungen.
Ein Jahr der Divergenz
Emerging Markets (EM) erleben eines ihrer stärksten Jahre seit langem. Der Bloomberg EM Aggregate Index erzielte im bisherigen Jahresverlauf +10,46%¹, unterstützt durch Zinssenkungszyklen in mehreren Ländern und robuste Fundamentaldaten. Brasilien bildet jedoch eine markante Ausnahme: Mit 5,91% YTD² gehört das Land zu den schwächsten EM-Märkten. Für Investoren, die den Fundamentaldaten Aufmerksamkeit schenkten, kam diese Schwäche nicht überraschend.
¹Bloomberg, I00014US Index, Stand: 14.11.2025
²Bloomberg, I00515US Index, Stand: 14.11.2025
Strukturelle Belastungsfaktoren
Seit August 2022 bewegen sich die Realzinsen in Brasilien (Leitzins minus YoY-Inflation) in einer Bandbreite von 6-10%, ein ungewöhnlich hohes Niveau für eine Volkswirtschaft mit lediglich 2-4% realem Wachstum. Hohe Zinsen erhöhen nicht nur direkt die Refinanzierungskosten brasilianischer Emittenten, sondern komprimieren auch Asset- und Eigenkapitalbewertungen, was Möglichkeiten für Kapitalerhöhungen oder Asset-Verkäufe limitiert. Dieses anspruchsvolle Umfeld erhöhte das Risiko für ein prominentes Kreditereignis, das Ende September eintrat.
Brasilianische Unternehmensanleihen unter Druck

Quelle: Bloomberg, Bloomberg Emerging Markets Brazil Total Return Index (I00515US Index) und Bloomberg Emerging Markets Ba Total Return Index (I05040 Index); Zeitraum: 31.12.2024 bis 14.11.2025.
Event-getriebener Sell-off
Braskem, einer der größten Corporate-Emittenten des Landes, mandatierte Ende September Finanz- und Rechtsberater zur Evaluierung einer Kapitalstrukturoptimierung. Ein solcher Schritt geht in vielen historischen Fällen einem Default voraus und löste entsprechend einen breiten Sell-off über den gesamten Markt aus. In den zwei Wochen zwischen dem 24. September und 10. Oktober weiteten sich die Spreads für die Mehrheit der brasilianischen Unternehmensanleihen um 20-40 Basispunkte, bei Emittenten mit schwächeren Fundamentaldaten bis zu 400 Basispunkte. Bemerkenswert: 96% aller Emittenten verzeichneten Spread-Weitungen.
Die breit angelegte Weitung deutet auf Anzeichen von Spillover-Effekten hin, doch die Dezilbetrachtung quantifiziert, wie ungleichmäßig die Anpassung tatsächlich verlief: Das unterste Dezil weitete um 216 bps, während das oberste Dezil sich lediglich um 4 bps bewegte. Diese Verteilungsbetrachtung ergänzt die Bewegung auf Indexebene und unterstreicht die hohe Querschnittsdispersion während der Weitungsphase. Im Erholungsfenster vom 10. Oktober bis 14. November verengten sich die Spreads über alle Dezile hinweg auf nahezu parallele Weise, wobei die Erholung in einer deutlich engeren Bandbreite clusterte – ein Muster, das sich klar von der Dispersion während der Weitungsphase unterscheidet.
Differenzierte Ausweitung, parallele Erholung

Quelle: Bloomberg, Bloomberg Emerging Markets Brazil Total Return Index (I00515US Index); eigene Berechnung (exkl. SAMMIN, OIBRBZ und BRASKM); Zeitraum: 24.09.2025 bis 14.11.2025.
Markt-Repricing verstehen, bevor man handelt
Volatilitätsphasen schaffen häufig Gelegenheiten für Manager, die mit fundamentaler Perspektive arbeiten. Ob sich der Markt mit disperser Weitung oder mit parallelerer Verengung bewegt – diese Phasen tendieren dazu, Fehlbewertungen zu erzeugen, die aus Liquiditätsverschiebungen, Portfolio-Anpassungen oder kurzfristigen opportunistischen Flows resultieren können. Bevor erwogen wird, ob aktuelle Spreads einen Einstiegspunkt darstellen, ist es essentiell zu verstehen, ob sich die Fundamentaldaten des Unternehmens oder die ursprüngliche Investmentthese als Reaktion auf das auslösende Ereignis verändert haben.
„Die jüngsten Entwicklungen scheinen als Katalysator für eine Neubewertung in einem Markt gewirkt zu haben,
der bereits unter erheblichem makroökonomischem Druck stand.“
– Roman Nasonov, CFA

Quelle: Bloomberg (Bloomberg Emerging Markets Brazil Total Return Unhedged USD, I00515US Index; Bloomberg EM USD Aggregate Total Return Index Value Unhedged, I00014US Index)
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