Europäische Hochzinsanleihen im Zinssenkungszyklus

28. Aug. 2024

Wie haben sich Hochzinsanleihen historisch zu Beginn eines Zinssenkungszyklus verhalten? Wir haben es uns angeschaut und sagen Ihnen, wie sich die Märkte historisch in solchen Phasen entwickelt haben.

Der Zinssenkungszyklus hat begonnen:

Im Juni hat die EZB zum ersten Mal seit 2016 den Leitzins gesenkt.

Darauf hatten die Kapitalmärkte bereits länger gehofft und preisen auch bereits weitere Schritte in den nächsten Monaten ein.
Doch sind Zinssenkungen für Investoren in Hochzinsanleihen tatsächlich ein Grund zum Jubeln?

In der Theorie:

Theoretisch ja! So reduzieren sinkende Zinsen die Refinanzierungskosten der Unternehmen und sollten sich über erhöhte Konsum- und Investitionsneigung positiv auf die Konjunktur auswirken, was wiederum zu sinkenden Risikoaufschlägen führen sollte. Auch sollten fallende Zinsen im mittleren und langen Laufzeitenbereich aufgrund der inversen Beziehung zwischen Rendite und Bondpreis zu einer kurzfristig sehr positiven Wertentwicklung von festverzinslichen Anleihen führen.

In der Praxis:

Schaut man sich jedoch die Zinssenkungszyklen seit dem Entstehen des europäischen High Yield Marktes an, dann ist es häufig ein Fehler gewesen, bereits zu Beginn der Zinssenkungen zu kaufen. Insbesondere Zinssenkungen als Reaktion auf eine akute Krise oder Rezession sind häufig zu spät und ihre wirtschaftliche Wirkung zu verzögert, um einen weiteren Kursverfall bei Unternehmensanleihen zu stoppen. Z.B. fiel der Markt in 2001/02 nach der ersten Zinssenkung noch um weitere -30% und erreichte erst nach drei weiteren Zinssenkungen um insgesamt -125bps seinen Boden. Auch in 2008 waren nach der ersten Zinssenkung zwei weitere Zinssenkungen mit insgesamt -125bps notwendig, bevor der Markt -19% tiefer seinen Boden fand. Anders war dagegen die Situation in 2011. Zwar war der Markt im Zuge der Eurokrise bereits um -14% gefallen, hatte sich jedoch aufgrund des Anleiheankaufprogrammes der EZB zum Zeitpunkt der ersten Zinssenkung im November 2011 bereits stabilisiert. Auch war die Zinssenkung nur eine Reaktion auf ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum und keiner akuten Rezession. Somit wäre der Zeitpunkt der ersten Zinssenkung ein recht guter Einstiegszeitpunkt gewesen (der Markt fiel in den nächsten 2 Wochen -4% und kannte danach nur noch eine Richtung…).
Zinssenkungsphase enge Definition nach Bloomberg

Quelle: Bloomberg, ICE BofA Euro High Yield Index (HE00), Zinssenkungsphase enge Definition = erste bis letzte Zinssenkung

2024?

Der Zinssenkungszyklus in 2024 unterscheidet sich deutlich von 2001/02 und 2008, da aktuell keine akute Krise vorliegt und auch keine erhöhte Rezessionsgefahr erkennbar ist. Insofern ähnelt er mehr 2011, da proaktiv bzw. prophylaktisch auf eine Wachstumsabschwächung reagiert wird. Allerdings gibt es im Vergleich zu 2011 einen großen Unterschied – während damals die Risikoaufschläge auf einem erhöhten Level waren (~700bps) und deutliches Einengungspotential bestand, sind diese aktuell auf einem nur moderaten Niveau (~270bps).
Europäische Hochzinsanleihen im Zinssenkungszyklus

Quelle: Bloomberg, Bloomberg Euro High Yield ex Financials BB-B 3% Capped Total Return Index (H23969EU Index) 

Fazit:

Der aktuelle Zinssenkungszyklus lässt sich mit keinem der vorangegangenen Zyklen vergleichen – weder befinden wir uns in einer akuten Krise und müssen uns vor deutlichen Kursverlusten fürchten, noch haben wir aktuell erhöhte Risikoaufschläge und können mit einer deutlichen Einengung und daraus resultierender starker Kursentwicklung rechnen.

Stattdessen sollte man diesmal eher mit einer unspektakulären High Yield Performance rechnen, nämlich ungefähr auf Höhe der aktuellen Rendite von 5-6%. Denn die Zinssenkungen stabilisieren zwar das Wirtschaftswachstum und können eine Ausweitung der Risikoaufschläge verhindern, allerdings besteht bei den aktuellen Niveaus nicht mehr viel Raum für weitere Einengung.

In einem Umfeld, in dem Zentralbanken ihre Entscheidungen explizit datenabhängig („data-dependent“) machen, kann es in Phasen widersprüchlicher oder sogar enttäuschender Wirtschaftsdaten temporär zu erhöhter Volatilität kommen. Dies können aktive und auf fundamentale Analyse fokussierte Investoren durch geschickte Einzeltitelselektion gewinnbringend nutzen.

Deshalb empfiehlt es sich, Investitionen in Unternehmensanleihen im Allgemeinen und High Yield im Besonderen einem ausgemachten Fixed Income Credit Spezialisten anzuvertrauen. Wir bei der HAGIM sehen uns mit unserer auf intensiver fundamentaler Kreditanalyse basierenden Anlagephilosophie für derartige Herausforderungen bestens gewappnet.

ICE BofA Euro High Yield Index
Quelle: Bloomberg (ICE BofA Euro High Yield Index, HE00 Index)
Risiken

Kursverluste aufgrund von Renditeanstiegen und/ oder erhöhten Risikoaufschlägen sind möglich. Auch ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse noch kann die zukünftige Wertentwicklung garantiert werden.

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