Sind wir am Zins-Top?

10. Nov.. 2023

Thomas Rentsch

CFA, Senior Portfoliomanager High Yield

Viele Frühindikatoren deuten darauf hin, dass die Inflation im Euroraum den Zielkorridor der EZB in den nächsten ein bis zwei Quartalen erreichen kann. Damit eröffnen sich der EZB Zinssenkungsspielräume. Vor diesem Hintergrund beleuchten wir das Returnpotential von Staatsanleihen und Investment Grade Anleihen. Gerade für Unternehmensanleihen guter Kreditqualität sehen wir attraktive Returnpotentiale.

Sind wir am Zins-Top?

Nachdem die Inflation in der Eurozone im Oktober 2022 kurzfristig die 10% Marke überschritten hatte, war in den letzten Monaten ein deutlicher Rückgang Richtung 3% zu verzeichnen. Zusätzlich lassen Frühindikatoren wie Produzentenpreise (PPI: Purchase Price Index) auch das Ziel der EZB von 2% in den nächsten 1-2 Quartalen realistisch erscheinen, wie die untenstehende Grafik veranschaulicht.

Produzentenpreise / Purchase Price Index

Quelle: Eurostat (https://ec.europa.eu/eurostat/en/), Stand 31.10.2023

Konjunktur-Rückgang?

Gleichzeitig spricht eine sich abschwächende europäische Wirtschaft gegen eine erneute Beschleunigung der Inflation und würde eine weniger restriktive Geldpolitik erlauben. Die Umfragen bei den Einkaufsmanagern sprechen zumindest eine eindeutige Sprache und deuten auf eine deutliche konjunkturelle Verlangsamung hin.

Quelle: S&P Global; Stand 31.10.2023 (Diffusionsindex, Werte > 50 signalisieren konjunkturelles Wachstum, Werte < 50 signalisieren einen konjunkturellen Rückgang)

Anzeichen für Zinserhöhungs-Stopp

Diese Entwicklung sollte den Druck auf die EZB reduzieren, weiter aggressiv an der Zinsschraube zu drehen, da eine sich abschwächende Wirtschaft und das bereits deutlich erhöhte Zinsniveau die Inflation auch ohne weiteres Zutun in Richtung ihres 2% Zieles bringen sollte.

EZB Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte in %

Quelle: EZB, https://www.ecb.europa.eu/stats/policy_and_exchange_rates/key_ecb_interest_rates/html/index.en.html, Stand: 30.10.2023
Zwar gibt es keine Garantie dass nicht noch ein weiterer Zinsschritt erfolgt, aber die Zeit steigender Zinsen sollte sich ihrem Ende nähern.

„Unserer Einschätzung nach bietet damit das aktuelle Umfeld ein attraktives Chance Risikopotential. Anleiheinvestoren sollten verstärkt wieder aus der Defensive in die Offensive wechseln.“ so Thomas Rentsch, Senior Portfolio Manager.

Anleihen wieder attraktiv

Zum einen bieten die Anleiherenditen nun einen deutlich höheren Puffer vor weiter steigenden Zinsen im Vergleich zur Niedrigzinsphase vor 2022, da diese einen nennenswerten Teil potentieller Kursverluste ausgleichen: Selbst in dem Fall, dass die Zinsen in den kommenden Monaten um einen vollen Prozentpunkt steigen, halten sich temporäre Kursverluste in Grenzen.

Zum anderen kann die aktuelle Rendite und damit eine attraktive positive Wertentwicklungen erzielt werden, falls das Zinsniveau unverändert bleibt.

Zusätzlich kann im Falle von Zinssenkungen und entsprechend fallenden Renditen neben der Rendite auch mit Kursgewinnen gerechnet werden.

Auswirkung von Zinsanstiegen auf Staatsanleihen

So zeigt die folgende Szenario-Rechnung, dass eine zweistellige Wertentwicklung im Falle von Zinssenkungen für eine 10-jährige deutsche Staatsanleihe möglich ist. Gleichzeitig sinkt die Verlustgefahr bei längerer Haltedauer selbst im Fall eines weiteren Zinsanstiegs um 100 Basispunkte dank der nun hohen Startrendite von 2.9% p.a.

10 Jahre Deutsche Staatsanleihe – Total Return (TR)

Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen, Zinsbewegung = Parallelverschiebung der dt. Staatsanleihenkurve, Stand: 31.10.2023

Guter Einstiegszeitpunkt für Unternehmensanleihen?

Insbesondere Unternehmensanleihen bieten wieder sehr attraktive Einstands-renditen. Investment Grade Anleihen einer Bonitätsbewertung von BBB+ handeln zum 30.10.2023 mit einer Rendite von etwa 4,30%.

Die im Vergleich zu Bundesanleihen deutlich höheren laufenden Erträge führen zu einem wesentlich größeren Puffer bei steigenden Zinsen.

Der höhere laufende Ertrag von Unternehmensanleihen schützt Investoren auch vor Verlusten bei einem begrenzten Anstieg der Kreditrisikoprämien (Spreads).

Die folgende Matrix stellt dar, um wie viele Basispunkte sich die Investment Grade Risikoaufschläge bei gegebener Zins-veränderung über die Zeiträume 1 bis 3 Jahre ausweiten können, so dass der Gesamtertrag (vor Erwerbs- und sonstigen Kosten) nicht negativ wird.

Spreadbewegung für Breakeven (BE) Total Return

Quelle: Bloomberg Euro AGG Corporate Excl Financials Index: Duration 4,71; Rendite 4,30% (Bloomberg Ticker: LECFTREU); Stand 30.10.2023, eigene Berechnungen.
Annahme: Zinsbewegung = Parallelverschiebung der dt. Staatsanleihenkurve, Stand: 31.10.2023, Indexduration bleibt durch Indexwechsel im Zeitverlauf konstant; Breakeven Spread Bewegung = Umkehr Zinsbewegung + Kumulierte Rendite / Duration.

Je nach Zinsänderungsszenario kann hier eine Ausweitung der Risikoaufschläge (Spreads) von 200-300 Basispunkten absorbiert werden, ohne in die Verlustzone zu rutschen.
Eine derartige Ausweitung würde Spread-Niveaus deutlich über Covid- oder Eurokrisen-Niveau bedeuten und einem Umfeld wie zur Finanzkrise 2008/2009 entsprechen.

Bei welchen zukünftigen Spread-niveaus wird der Gesamtertrag einer Investition in IG Unternehmensanleihen trotz eines Zinsanstiegs von 100 bps genau Null?

Quelle: Bloomberg Euro Aggreggate Corporate Excl Financials, Bloomberg Ticker: LECFTREU; Index OAS over Treasuries, Stand: 30.10.2023

Fazit:

Vor diesem Hintergrund halten wir aktuell Investitionen in Staatsanleihen, vor allem aber Investmentgrade Unternehmensanleihen für interessant, da sie derzeit ein sehr attraktives Chancen/Risikoprofil aufweisen.

Risikohinweise
  • Zinsen als auch Risikoaufschläge können sich deutlich adverser verhalten als hier dargestellt.
  • Kursverluste aufgrund von Renditeanstiegen und/ oder erhöhten Risikoaufschlägen sind möglich. Auch ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden.
  • Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse noch kann die zukünftige Wertentwicklung garantiert werden.
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